Aktuelle Informationen

Lebensversicherungen: Die Kostenfalle ist programmiert

Erst nach zehn Jahren Bindung hat der Vertragsnehmer zumindest die Kosten wieder verdient. Bis zu einem Fünftel der eingezahlten Prämie bei Lebensversicherungen sind Kosten. Die Versicherer hingegen wähnen sich vergleichweise billiger als Investmentfonds.

1,15 Prozent bis 2,33 Prozent - diese magere Rendite hat der Konsumentenschutz bei Lebensversicherungen erhoben. Wenn ein heute 40-Jähriger 20 Jahre lang monatlich 100 € Prämie einzahlt - also gesamt 24.000 €, kann dieser nur auf eine prognostizierte Ablaufleistung von 27.000 € bis 30.500 € hoffen.

Bei Er- und Ablebensversicherungen fressen die Kosten den Ertrag auf, sie rentieren sich daher nicht. Das hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) erhoben. Können sich bei mehr als zehn Millionen bestehenden Versicherungsverträgen in Österreich dennoch so viele Konsumenten irren? Laut VKI schon. Dieser rechnet anhand eines Beispiels vor: Von einem eingezahlten Betrag von 24.000 € werden lediglich 19.000 € für den Kunden veranlagt, die restlichen 5000 € sind Kosten für den Versicherungsnehmer. „Das ist ein Grundübel bei Lebensversicherungen", sagt VKI-Geschäftsführer Franz Floss. Denn verkauft werden die Produkte ganz anders: „Beim Abschluss erfährt man kaum etwas über die Kosten und versprochen wird der Zinsertrag auf den einzuzahlenden Gesamtbetrag."

Musste der Kunde früher Provision, Risikoprämie und Versicherungssteuer schon im ersten Versicherungsjahr berappen, kann er diese Kosten heute in fünf Jahren abstottern. Doch: Bis allein die Kosten wieder verdient worden sind, vergehen im Schnitt ca. zehn Jahre. Und auch die Zinserträge bei Versicherungen seien nur geschätzt und keineswegs garantiert. Der VKI empfiehlt: „Hände weg von Lebensversicherungen."

Vertragsprosa unnötig

Den Verband der Versicherungsunternehmen (VVÖ) lässt das kalt: „Man kann die Verträge natürlich auch mit Prosa ergänzen", meint der Vorsitzende Lebensversicherungen des VVÖ, Manfred Baumgartl, zu einer detaillierten Kostenaufstellung in Versicherungsverträgen. Ein Informationsdefizit in puncto Kostendetails sieht er nicht. „Transparenz ist eine direkte Funktion des Wissens. Und Prozentzahlen sind nicht jedermanns Sache." Für Baumgartl ist das Zahlenwerk des VKI Humbug: Freilich könne man den Lebensversicherern vorhalten, Renditen von sieben Prozent von vor 20 Jahren bis heute nicht eingehalten zu haben. Allerdings wären von den Versicherern heutzutage erbrachte 3,5 Prozent angesichts des Zinsniveaus und von Kapitalmarktkrisen ein vorbildliches Plus. Konsumentenschützerin Gabi Kreindl sieht darin nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver: „Das ändert nichts an der Kostensituation."

Baumgartl stößt sich abgesehen von den Provisionsberechnungen des VKI besonders an dessen Kalkulation zu den laufenden Versicherungskosten. Im Vergleich mit einem herkömmlichen Investmentfonds seien nämlich die Kosten einer Lebensversicherung sogar geringer. Während bei Fonds inklusive Ausgabeaufschlag 0,5 bis 2,5 Prozent des durchschnittlich veranlagten Kapitals anfielen, seien es bei Lebensversicherungen nur bis zu 0,7 Prozent.