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Fremdwährungskredite: Viele KMU sitzen in der Falle

Gut 16 Jahre lang war es die beliebteste Finanzierungsform Österreichs: Kredite in fremder Währung standen in Spitzenzeiten hinter rund 80 Prozent aller Immobilientransaktionen in Österreich.

Kredite in Fremdwährungen waren nicht nur bei Privaten sehr beliebt -auch große Unternehmen, später gefolgt von KMU, griffen gerne zu, wenn der Zinssatz passte. Insgesamt war der Markt einst 35 Milliarden Euro schwer. Ende 2007 liefen noch 16, 3 Prozent aller Kredite in fremder Währung.

 

Die letzten Mohikaner

Aktuell sind noch geschätzte 300. 000 Verträge aufrecht, vor wenigen Jahren waren es rund 750. 000. Zwar macht der Anteil der Fremdwährungskredite für die sogenannten nichtfinanziellen Unternehmen an den gesamten ausstehenden Krediten per Ende Mai 2010 nur 8, 9 Prozent aus -zum Vergleich: Der Anteil an den gesamten ausstehenden Krediten von privaten Haushalten lag im gleichen Zeitraum bei 29, 4 Prozent -doch damit ist die Story noch nicht zu Ende.

Denn die Fremdwährungsfinanzierung ist für Unternehmen noch immer erlaubt. Eine Richtlinie der Finanzmarktaufsicht hat 2008 den Zugang nur für Private abgedreht. Doch in der Praxis zeigt sich, dass die Kreditaufnahme vor allem für die KMU nicht immer leicht ist: "Banken vergeben Fremdwährungskredite an Unternehmen nur noch, wenn die Bonität des Kreditwerbers so gut ist, dass er auch die Bank kaufen könnte", sagt Johann Massenbauer, auch Vater der Fremdwährungsfinanzierung genannt, weil er diese Finanzierungsform in den 90er-Jahren salonfähig gemacht hat.

"Das macht zwar vorerst in Zeiten niedriger Euro-Zinsen keine Schwierigkeiten. Wenn die Zinsen im Euro ansteigen und nicht fixiert wurden, könnten Unternehmen bald auf Liquiditätsprobleme durch den erhöhten Zinsendienst stoßen. Vor allem dann, wenn sie nicht mehr auf andere Währungen mit günstigerem Zinssatz ausweichen können."

Massenbauer rechnet mit steigenden Eurozinsen, angefeuert durch eine höhere Inflation: "Das ist die einzige Möglichkeit, wie die Staaten ihre Schulden wieder wegkriegen können." Die Ansicht ist zwar umstritten, er ist damit aber nicht allein. So erwartet auch der Chef-Volkswirt der direktanlage. at, Martin Hüfner, eine Inflation zwischen sechs und sieben Prozent. "Das würde Kreditzinsen um die zehn Prozent bedeuten", meint Johann Massenbauer.

Kein Ausweg?

Er empfiehlt allen noch verbleibenden FX-Kreditnehmern, die aktuelle Situation auszusitzen: "Der Euro wird wieder stärker werden. Wer aber umschuldet, muss unbedingt auf die Konditionen achten -oft nutzen Banken den Umstieg aus, um Aufschläge zu verrechnen." Massenbauer weist auch auf das Stadt-Land-Gefälle bei Kreditkonditionen hin: "Kleine Institute am Land gelten oft als Lokal-Kaiser, sind aber konditionsmäßig meist schlechter als die Konkurrenz in der Stadt."