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Auf die Bank Austria rollt neue Klagswelle zu

Erste Klagen wegen „Synthi Schweiz“ wurden bereits eingebracht. Dieses Produkt wurde vor allem an Häuslbauer verkauft. Insgesamt gibt es 932 Betroffene.

Nach Gemeinden und Unternehmen klagen nun Private die Bank Austria wegen schiefgelaufener Devisenoptionsgeschäfte. Lukas Aigner, Anwalt der Kanzlei Kraft & Winternitz, hat vor wenigen Tagen zwei Klagen beim Handelsgericht Wien eingebracht. In beiden Fällen geht es um das Produkt „Synthi Schweiz“, das laut der Treasury-Abteilung der Bank „eine Optimierung des Kredites“ vor allem für Häuslbauer darstellen sollte. Allerdings hat sich durch die Aufwertung des Schweizer Franken infolge der Finanzkrise die Kreditsumme für die Betroffenen nicht minimiert, sondern ist jeweils um rund ein Drittel höher geworden. „Der Synthi Schweiz hat keine innere Rechtfertigung. Das ist Spekulation auf Kredit“, sagt der Rechtsanwalt. Kritisiert wird von ihm, dass die Betroffenen über das Risiko nicht informiert wurden. „Die Kunden wurden nicht darauf hingewiesen, dass der Franken 2007 und 2008 auf historisch tiefem Niveau stand und damit eine Aufwertung sehr wahrscheinlich wurde“, so Aigner. In einem Privatgutachten für die Klage wird die Eintrittswahrscheinlichkeit, dass das Risiko schlagend wird, mit 22,52 Prozent beziffert. „Im Nachhinein betrachtet ist das immer leicht zu behaupten. Aber zum Zeitpunkt des Verkaufes zeigte die damals aktuelle Währungsprognose unseres Hauses, die von anderen namhaften Banken geteilt wurde, eine andere Einschätzung der Entwicklung“, entgegnet Martin Halama, Sprecher der Bank.

Dass die Bank ihre Marge dem Kunden nicht bekannt gab, ist ebenfalls Gegenstand der Klage. Laut den Berechnungen des Gutachters hat die Bank Austria 104 Prozent der Kundenprämie verdient: „Je nach Höhe der gewünschten Bankprämie steigt mehr oder weniger stark die Wahrscheinlichkeit für den Kunden, bei Fälligkeit aus der Option in Anspruch genommen zu werden.“ Die Bank dazu: „Die angegebene Marge ist definitiv falsch.“

Derzeit vertritt Aigner 32 Betroffene, für die er „sukzessive die Klagen einbringen“ wird. Laut internen Unterlagen der Bank, die dem WirtschaftsBlatt vorliegen, sind 932 Privatkunden betroffen. Das Volumen des „Synthi Schweiz“ liegt bei insgesamt 234 Millionen €. Für die Bank ist die Zahl nicht nachvollziehbar. Aigner schätzt den Schaden auf mehr als 50 Millionen €.
Der Schaden ist auch deshalb so groß, weil die Kunden über die Möglichkeit eines vorzeitigen Ausstiegs nicht informiert wurden, erklärt der Anwalt. Auch hier hält der Bank-Sprecher entgegen: „Aus unserer Sicht wurden die Kunden umfassend über die Gestaltungs- und Handlungsmöglichkeiten infomiert.“

Die Klagen von Unternehmen und Gemeinden, die durch Devisengeschäfte ebenfalls zu Schaden gekommen sind, wurden in vielen Fällen verglichen. Wie viel diese Vergleiche dem Institut bisher gekostet haben, möchte die Bank Austria nicht preisgeben. Insider schätzen ihn auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.