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Heißer Tipp: Behalten Sie unbedingt Ihren Frankenkredit!

Frankenkredite. Die Schweizer Notenbank wird den Franken schwach halten. Aufforderungen zum Wechsel in einen Eurokredit sollten ignoriert werden.

Wenn Sie auch zu jenen Franken-Kreditnehmern gehören, die vor Kurzem einen Brief ihres Bankbetreuers mit der Aufforderung erhielten, ihren Kredit in Euro zu konvertieren, dann widerstehen Sie diesem alles andere als lukrativen Angebot. Vor allem dann, wenn ihr Berater Ihnen vor ein paar Jahren keinen Eurokredit verkaufen wollte und ihnen das Frankendarlehen sozusagen aufgezwungen hat. Ihr Betreuer spricht wahrscheinlich von einer historischen Chance, schließlich hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euro-Franken-Kurs mit einer Untergrenze von 1,20 festgesetzt.

Nachdem der Euro zum Franken seit 2003 von 1,55 auf derzeit 1,21 gesunken ist, müssen Kreditnehmer derzeit Währungsverluste hinnehmen. Nachdem viele Darlehen aber erst im ersten Drittel ihrer Laufzeit sind, kann man sich getrost zurücklehnen. "Die SNB wird nicht aufhören, Geld zu drucken, sondern alles versuchen, um den Franken weiter zu schwächen. Das spielt den Franken-Kreditnehmern in die Hände. Wenn Sie jetzt endfällige Kredite konvertieren, tun Sie nur der Bank einen Gefallen", erklärt Peter Wageneder, Chef des Finanzberaters AAA Group.

Dazu kommt, dass der Zinsvorteil nach wie vor hoch ist. Der Franken-Libor notiert bei 0,08 Prozent, der Euribor bei 1,06. Das ist immerhin knapp ein Prozent weniger an Zinsen, die zu berappen sind. Tipp: Am besten legt man sich die durch den Zinsvorteil gesparte Summe auf einem Sparbuch zur Seite.

Tilgungsträger

Ein weiteres Übel der Betreuerbriefe ist der Rat, den Tilgungsträger zu wechseln. Das wäre der nächste Humbug. Für jene, die etwa eine fondsgebundene Lebensversicherung abgeschlossen und dafür ordentlich Provision geblecht haben, ist es absolut unrentabel, jetzt auszusteigen. Schon allein deshalb, weil sich Tilgungsträger dieser Art im Vergleich zu direkten Fondsinvestments erst nach zehn bis zwölf Jahren zu rechnen beginnen. Nicht zu vergessen ist der steuerliche Vorteil: Für fondsgebundene Lebensversicherungen ist weder Wertpapier-KESt, Ertragssteuer noch Spekulationssteuer zu berappen.

Für die Bankberater wäre ein Wechsel natürlich provisionsbringend. Je mehr Produkte verkauft werden, desto mehr wird abkassiert. Dass die Kunden dabei meist mit dem Spruch "ohne Spesen nichts gewesen" sitzen bleiben, ist leider nebensächlich. Zwei Drittel der Verträge erleben ihren Ablauf nicht. Die Behaltedauer von langfristigen Anlagen wie einer fondsgebundenen Lebensversicherung beträgt nur sieben Jahre. Die meisten Produkte können ihre Stärken also gar nicht ausspielen. "Das Wichtigste ist Laufzeitdisziplin und Prämiendisziplin. Wenn sich Kreditnehmer mit Tilgungsträgern daran halten, dann ist schon viel gewonnen", sagt Michael Witsch, Prokurist der Skandia Versicherung.

Strategie anpassen

Natürlich ist der Tilgungsträger nur so gut wie die zugrunde liegende Anlage. "Wer unsicher ist, sollte das Gespräch mit dem Berater suchen, um herauszufinden, ob - und wenn ja, wie stark - der Tilgungsträger hinter der ursprünglichen Modellrechnung zurückliegt", rät Witsch. Dann könne man innerhalb des Tilgungsträgers durchaus die Strategie wechseln - in den meisten Fällen kostenlos und in beide Richtungen.

Wer etwa ein Garantieprodukt mit Höchststandsgarantie besitzt, jetzt aber mehr Risiko eingehen möchte, kann Richtung Einzelfondsauswahl gehen. Die Skandia hat hier 130 Fonds im Depot. Andererseits lässt sich auch mehr auf Sicherheit spielen, indem man je nach Wunsch die Aktien-oder Anleihenfondsauswahl anpasst. Eine Überprüfung des Tilgungsträgers ergibt übrigens alle fünf Jahre Sinn; wenn es an den Börsen rundgeht, auch öfter.

Wenn Ihr Berater Sie also zu einem Gespräch einlädt, dann kommen Sie gewappnet. Wenn Sie sich bei der Fondsauswahl schwer tun, holen Sie sich vorher Hilfe von einem Finanzberater, dem Sie auch wirklich vertrauen. Lassen Sie sich nicht die Schuld für den Frankenkredit in die Schuhe schieben und vergessen Sie nicht: Sie sind zumeist erst im ersten Drittel Ihrer Kreditlaufzeit, daher haben Sie noch alle Zeit der Welt.

© Wirtschaftsblatt.at    Dienstag 14. Feber 2012